Die Orgel - eine schnelle unglaubliche Geschichte
Die Museumssorgel ist ein Rückpositiv der Kirchenorgel in der Mauritiuskirche in Ofterdingen. Die Kirchenorgel wurde ursprünglich von Hans Rüdiger 1775 erbaut und von 1955-1957 in barockem Stil von Orgelbauer Werner Renkwitz aus Nehren gründlich restauriert. 1994 wurde in der Mauritiuskirche eine neue Orgel gebaut und das Renkwitz'sche Rückpositiv wurde nicht mehr benötigt. Lange lag es in der Sakristei, wurde abgeholt, und nach heftigen Protesten auch nicht verschenkt, wieder zurückgebracht, und verschlief dort die Zeit.
Bis schließlich Gerhard Hibbeler, die treibende Kraft im Museum, auf das Teil aufmerksam wurde. Die Kirchengemeinde verschenkte nach einigem hin und her das Rückpositiv an die Museumsscheuer mit Schenkungsvertrag vom 26.04.2010. Sofort erwachte in Gerhard Hibbeler sein unglaublicher Reparatur- und Wiederherstellungsdrang und er verschrieb sich sofort der Orgel.
Von 2010 bis 2011, etwa ein halbes Jahr lang, arbeitete Gerhard Hibbeler an der Orgel, um sie wieder spielbar zu machen. Im ersten Schritt wurde sie in der Werkstatt von Erhard Rieling zerlegt, um festzustellen, dass ein neuer Spieltisch und ein Gebläse gebraucht würden. Dieser Spieltisch kam aus München von Justus Lampe einem Orgelsammler. Mehrere Blasebälge wurden angeboten, aber alle waren mehr oder weniger brauchbar, weil löchrig oder sonst wie beschädigt. Doch der Spieltisch war für ein Positiv gebaut und für das Rückpositiv waren alle beweglichen Teile verkehrt.
Die Orgel musste auch innerlich ins Gegenteil verkehrt werden.
Diese Konstruktion hat Gerhard Hibbeler nach langwierigen Studien in Orgelhandbüchern und ähnlicher Literatur Studien selbst ersonnen. Er baute ein Wellenbrett, mit über 1000 Drahtzügen, welche die 57 Tasten mit den Pfeifen verbinden. Diese aufwändige und einmalige Konstruktion kann über einen Spiegel von außen betrachtet werden. Der Wind wird mittels elektrischem Gebläse und einer Überdruckklappe zu den 544 Pfeifen gebracht.
Eine weitere Herausforderung war das Abstimmen und in den richtigen Ton setzen der einzelnen Pfeifen. Hier hat der Bezirkskantor Gunter Löw aus Mössingen seine unentbehrliche Hilfe eingebracht, und damit zum wesentlichen Gelingen der Restauration beigetragen.
Eine Besonderheit in der Form des Zimbelsterns hatte Orgelbauer Renkwitz 1957 noch angebracht. Das Besondere daran ist ein Gesicht im Zentrum des Sterns. Dieses Gesicht soll den Hofbauern Martin Lutz darstellen. Renkwitz ärgerte sich über die immer wiederkehrende Kritik des Hofbauern im Kirchengemeiderat was die Kosten des Umbaus der Orgel betraf.
Die äußere Fassade hat Manfred Binder, sich an die alten Vorgaben haltend, stilvoll wiederhergestellt. Die Einweihung der neu bespielbaren Orgel fand am 14. August 2011 in der Museumsscheuer statt. An der Orgel hat die Organistin der Kirchenorgel Gisela Sauerbeck demonstriert, wieviel Leben in der neu renovierten Orgel steckt.
Nach so viel Arbeit kann der Meister dann auch mal ausruhen und über sein Werk nachdenken.